Ein selbst-begrünender TotholzStapel mit Mehrwert
Der Aufbau
Für die kostenfreie Benjeshecke ist anfallender Baum- und Gehölz/Strauchverschnitt (z.B. Obstbäume, Heckenverschnitt, Totholz) gut zu nutzen und muss somit nicht anderweitig entsorgt werden.
Aus angespitzten Ästen werden Pfosten in der gewünschten Größe als Begrenzung in den Boden eingeschlagen. Der enstandene Innenraum wird mit verfügbarem Material, wie Zweigen, Ästen, Laub, losem Grünschnitt, Wurzeln, Schilf, unbehandelten Holzresten etc. locker (!) aufgefüllt. Das Material soll nicht gequetscht werden. Nach und nacht sackt alles noch etwas zusammen durch das Eigengewicht und Verrottungsprozesse. Hier kann wieder etwas aufgefüllt werden, wenn im Lauf des Jahres neues Material anfällt.
Für mehr Stabilität können längere Äste in die Begrenzung einflochten oder punktuell mit Naturschnur an die Pfosten gebunden werden.
Im Herbst kann zusätzlich am Boden der Hecke etwas Laub eingestreut werden und im Winter kann die Hecke mit Reißig bedeckt werden; so finden Igel und andere Kleintiere geschützte Behausungen.
Wo es etwas wilder sein darf, kann so ein Wall auch zwischen Bäumen oder ohne Begrenzung aufgestapelt werden und weiter wachsen, wenn neuer Gehölzschnitt anfällt.
Die Vorteile für Mensch und Natur
Die Größe der Hecke ist selbst wählbar; je nach Gegebenheiten und anfallendem Material an Gehölz kann sie länger, breiter und höher ausfallen. Solche Totholzhecken sind geeignet für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung. Sie dienen auch als Sichtschutz, Windschutz und Abgrenzung.
Der Holzhaufen begrünt sich je nach Umgebung und Sameneintrag durch
natürliche Prozesse kostenfrei selbst und wird so zur Hecke.
Die
Benjeshecke dient als Auffangstation für Samen: sie werden eingebracht
auf natürlichem Weg durch Flugsamen, durch Tiere die Vorräte anlegen
oder durch Vögel. Sie nutzen gern die Sitz- und Ruhegelegenheiten auf
dem Holz und verrichten dort ihre Geschäfte (samt Herausgabe der Samen).
Die Hecke kann mit gewünschten Wildsträuchern vorbepflanzt werden, muss es aber nicht.
Die Benjeshecke ist Lande- und Ruheplatz für viele Vogelarten und Nistmöglichkeit für heckenbrütende Vögel.
Über
ein sicheres Tagesversteck freuen sich auch Mäuse und Igel; die Hecke
bietet auch eine gute Überwinterrungsmöglichkeit für andere
Kleinsäugetiere.
Sie ist ein geeignetes Versteck für Frösche,
Eidechsen und Schlangen; eine Natter wurde bereits beim Sonnenbad zum
Aufwärmen auf der Hecke gesichtet.
Und sie dient als Tummelplatz und Unterschlupf für Regenwürmer, Asseln, Spinnen, Käfer, Wildbienen etc.
Je
nachdem, welche Pflanzen später an der Hecke wachsen, dienen deren
Früchte und Samen wieder als Nahrungsquelle für Tier und Mensch.
Im Laufe der Zeit lässt sich beobachten, welches Eigenleben sich in der Benjeshecke entwickelt.
Einschränkungen
Anders als mit „Nachhilfe“ in den meisten Gärten, funktioniert das
Konzept in freier Landschaft nur beschränkt, bzw. oft nur mit bewusster
Bepflanzung.
In vielen Agrarlandschaft fehlen die Arten, die sich
eigentlich an der Hecke ansiedeln sollen. Verbiss durch Wildtiere spielt
auf freiem Feld und Brachflächen eine zusätzliche Rolle. Dominante
Arten, wie Brombeeren können als Grünschnitt auf dem Holz wieder
ausschlagen und so Monokulturen schaffen. Und an vielen Agrarflächen
entstehen oft gar keine Hecken, dafür artenarm-bewachsene (wenn dennoch
nützliche) Holzhaufen mit Brennnessel, kanadischer Goldrute usw.
Häufig wachsen auch Pionierbaumarten an diesen Hecken.
Eine artenreiche Hecke benötigt an solchen Standorten als Starthilfe daher eine Bepflanzung mit gewollten Arten, die im Schutz des Totholzes gedeihen können.
Die Entwicklung einer artenreichen Heckengesellschaft kann
allerdings weit über 100 Jahre dauern. Der Verlust alter, etablierter
Hecken ist daher schwerlich zu ersetzen.
Dennoch bietet eine Benjeshecke auch im Kleinformat genügend tolle Funktionen, um sie nachzubauen.
MiniHistorie
Woher die Dinge ihre Namen erhalten ist manchmal ein Glücksspiel. Der
Herr Hermann Benjes hat eine so einfache wie geniale Idee in den
1980ern wieder publik gemacht und war so Namensgeber für eine sich
selbst begrünende Hecke aus Gehölzschnitt. Benjes Ziel war die
ökologische Aufwertung offener Agrar- und Brachflächen.
Auch schon
früher haben helle Köpfchen beobachtet, dass so ein Häufchen im Garten
(vielleicht hat das Personal einfach mal nicht aufgeräumt…) ein schönes
Eigenleben entwickeln kann:
Es klingt recht aktuell, aber es war 1907, als Freiherr von Berlepsch beschrieb:
„Für die Freibrüter, zu denen
unsere besten Sänger gehören, macht sich der Mangel an Nistgelegenheiten
immer mehr bemerklich, seitdem mit einer wahren Manie allenthalben
Hecken und Zäune ausgerodet, das Unterholz in den Wäldern und an den
Waldrändern abrasiert, Feldfluren verkoppelt, Teiche und Sümpfe
ausgetrocknet und Flußläufe verlegt werden. […]
Man bedenke, daß
eine gut gepflegte Hecke jedem Holz- oder Eisenstaket als Einfriedigung
von Gärten aus wichtigen Gründen vorzuziehen ist. Ein lebender Zaun
dient den Vögeln zum Nistplatz, gewährt einen unstrittig schöneren
Anblick und empfiehlt sich wegen seiner Billigkeit.“ Freiherr von Berlepsch legte besonderen Wert auf eine äußere Schutzhecke aus stacheligen Sträuchern, die Nesträuber abwehren
Im Grunde war es bereits ein Vorläufer der Idee von Benjeshecken, mit dem Schwerpunkt, freibrütenden Vogelarten (z.B. Kiebitz, Feldlerche, Nachtigall) sichere Nistplätze zu schaffen.